
Atomkraftwerk Isar/Ohu bei Landshut, © Peter von Bechen / PIXELIO
Die Bundesregierung will die Laufzeiten von Atomkraftwerken verlängern, den Ausstieg aus der Kernenergie rückgängig machen. Nur so könne eine günstige Stromversorgung garantiert und die Klimaschutzziele erreicht werden. 2010 ist das Jahr, in dem sich der Kampf um den Weg in die Energiezukunft entscheidet. Die „Frontal 21“-Dokumentation „Der große Bluff“ von Steffen Judzikowski und Christian Rohde, die am Dienstag, 13. Juli 2010, 21.00 Uhr, im ZDF zu sehen war, zeigte Stationen der Debatte, beantwortete Fragen zu den zentralen gesellschaftlichen Konflikten und präsentierte Argumente und Belege. Die Autoren recherchierten mehrere Wochen und trafen in ganz Deutschland Kritiker und Befürworter der Kerntechnik.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen sagt im Interview: „Ich glaube, dass wir eine überschaubare Zahl an zusätzlichen Jahren Kernenergie brauchen.“ Für Professor Olav Hohmeyer, Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen, ist eine Verlängerung der Laufzeiten „ein fatales Signal“. Die Regierung schicke sich an, die Weichen genau in die falsche Richtung zu stellen. Zusammen mit Prof. Hohmeyer untersuchen die Autoren die Versprechungen der Atompolitiker: Sorgt Atomkraft für günstige Energiepreise? Sind alte Reaktoren wirklich sicher? Ist die Energiewende mit Atomkraft zu meistern, und ist Gorleben ein geeignetes Endlager?
Die Kernkraftwerke des Energiekonzerns seien sicher und klimafreundlich, heißt es bei RWE. Außerdem verspricht RWE-Sprecher Volker Heck im Film: „Kernenergie sorgt dafür, dass die Preise stabil bleiben.“ Laut Felix Matthes vom Öko-Institut ist das Versprechen sinkender Strompreise der „größte Mythos in der ganzen Debatte“ um Laufzeitverlängerungen. Sie seien einzig ein Garant dafür, dass Atomkonzerne „weiterhin Milliardengewinne scheffeln können“. Dass gerade auch alte Reaktoren wie Biblis A oder Krümmel länger laufen sollen, macht Wolfgang Renneberg, bis Ende 2009 im Bund verantwortlich für Reaktorsicherheit, Sorgen: Kein einziges deutsches Kernkraftwerk sei heute genehmigungsfähig. Es fehle zum Beispiel ein Schutz gegen Terrorangriffe. Öffentlich mag über solche Gefahren kaum jemand reden, doch geheime Unterlagen, die der Film präsentiert, belegen: Die Verantwortlichen sind alarmiert.
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